Mittwoch, 7. Dezember 2011

Jetzt kauft eine brasilianische Bank ein Schweizer Geldinstitut

Alexander Busch*

Die Übernahme der Schweizer Privatbank Sarasin durch die brasilianische Banco Safra leitet eine Trendwende im weltweiten Private Banking ein. Danach werden Institute aus schnell wachsenden Staaten wie Brasilien zu den Großen unter den weltweit tätigen Vermögensverwaltern aufsteigen. Sie nutzen die durch die Krise in Europa und den USA ausgelöste Konsolidierungsphase in der Branche für den Aufstieg an die Spitze. So entsteht durch den Einstieg der Brasilianer bei Sarasin jetzt der viertgrößte Vermögensverwalter der Schweiz - nach UBS, Credit Suisse und Pictet - mit einem verwalteten Vermögen von rund 200 Milliarden Franken.

Doch Safra wird nicht der einzige Akteur aus Brasilien bleiben: So wird Itaú, die größte brasilianische Bank in Privatbesitz, ihren europäischen Hauptsitz von Luxemburg nach Zürich verlegen. In Lateinamerika und den USA hat Itaú bereits ein halbes Dutzend Private-Banking-Portfolios von ausländischen Banken aufgekauft. Auch der schnell wachsende BTG Pactual - der zeitweise in Besitz der Schweizer UBS war - strebt eine weltweite Position als Vermögensverwalter an.

In den neuen Wachstumsmärkten findet derzeit ein Strukturwandel im Geschäft mit den Wohlhabenden statt. Einerseits trauen die Reichen Brasiliens den traditionellen Vermögensverwaltern aus der Schweiz und den USA immer weniger. Die haben in den letzten Jahren Vertrauen verspielt: mit Krisen in den Mutterhäusern, während deren sie ihre Kunden einfach sich selbst überließen; mit Skandalen um Steuerflucht wie der von der UBS in den USA oder anderen Schweizer Banken in Brasilien.

Andererseits gibt es Anlass für die Betuchten, sich zu fragen, ob es noch sinnvoll ist, ihr Geld nach Übersee zu schaffen. Zum einen haben die brasilianischen Behörden die Kontrollen verschärft; es wird schwieriger, Geld ins Ausland zu transferieren. Zum anderen ist aus Sicht der Reichen ein Hauptgrund für derartige Transaktionen entfallen: Brasilien und seine Währung Real sind heute weitaus stabiler, als dies in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war - warum also noch Gelder in andere Kontinente schaffen?

Zumal nur eine vergleichsweise miserable Rendite lockt: Während Zinsanleihen weltweit kaum noch etwas bringen, ist das in Brasilien anders. Die Zuflüsse an Private-Equity-Fonds und brasilianische Fondsverwalter zeigen: Vermögende aus der ganzen Welt versuchen heute zunehmend, ihr Geld in Brasilien anzulegen, weil dort die Musik spielt. Nach einer Untersuchung von Pricewaterhouse-Coopers hat das verwaltete Vermögen brasilianischer Millionäre seit 2009 um rund ein Fünftel und damit weltweit am stärksten zugelegt.

Entsprechend umkämpft ist der Markt: Ausländische Vermögensverwalter treten heute in Brasilien am liebsten mit einem starken lokalen Partner auf. Erst vor wenigen Wochen verkündete die Züricher Privatbank Julius Bär den Einstieg beim brasilianischen Vermögensverwalter GPS. Brasilien soll neben Europa zum zweiten Standbein der Züricher werden. Credit Suisse will ihren Anteil am brasilianischen Fondsverwalter Hedging-Griffo aufstocken und ihn dann ganz übernehmen. JP Morgan hat kürzlich einen Anteil am Gávea-Fonds des ehemaligen Soros-Managers Armínio Fraga übernommen.

Safra & Co. gehen den umgekehrten Weg: Sie greifen die nach Brasilien drängenden Konkurrenten auf deren Heimatmärkten an. Am Cash dürfte es den Brasilianern für eine Expansion in Europa nicht mangeln: Itaú ist an der Börse mehr als doppelt so viel wert wie die Deutsche Bank.

*Der Autor ist Korrespondent in São Paulo. Sie erreichen ihn unter: busch@handelsblatt.com

(Leider habe ich die Link nicht gefunden)

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