Montag, 14. Mai 2012

Der Versender Otto hat große Pläne in Brasilien

Busch, Alexander - Handelsblatt

Der Hamburger Familienkonzern will den Markt für Mode im Internet aufmischen.Vorbild ist Russland. Die Hamburger Otto Group will in Brasilien bis 2016 der Marktführer im rasant wachsenden Mode-Internethandel werden. Dafür hat der Konzern jetzt mit dem brasilianischen Distanzhändler und Lagerbetreiber Posthaus ein gemeinsames Unternehmen gegründet, das die Hamburger mit einer knappen Mehrheit kontrollieren. Gemeinsam wollen die beiden familiengeführten Unternehmen schon in vier Jahren einen Umsatz von 500 Millionen Dollar erzielen und 25 Prozent des brasilianischen E-Commerce-Markts für Mode kontrollieren. Das brasilianische Partnerunternehmen aus dem südbrasilianischen Blumenau gehört dem deutschstämmigen Unternehmer Jan Zadrozny und erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.

 In Brasilien will Otto seinen Erfolg aus Russland wiederholen, wo der nach eigenen Angaben weltweit größte Onlinehändler für Mode in kurzer Zeit die Marktführerschaft im Internethandel erreicht hat. Otto will im ersten Schritt rund hundert Millionen Euro in Südamerika investieren und das Engagement später deutlich erhöhen. "Wir werden von Anfang an Geld in Brasilien verdienen", sagt Otto-Vorstand Hanjo Schneider, der neben Services auch für die Expansion nach Brasilien zuständig ist. Otto vertreibt bereits zwei eigene Marken ("Bonprix", "Arqueonautas") über die Homepage des brasilianischen Partners. Künftig will Otto in Brasilien jeweils die Hälfte seiner Produkte selbst produzieren und zusätzlich Artikel aus Europa importieren. Der Handelskonzern bietet zudem mit seinem Dienstleister Hermes NexTec anderen Einzelhändlern beim Eintritt in den E-Commerce-Markt seinen Service an. Otto hofft dabei, auch die großen Einzelhändler Brasiliens für sich gewinnen zu können. Brasiliens Modehandel ist noch stark zersplittert: Die fünf größten Unternehmen kontrollieren nur 16 Prozent des Markts. Zusätzlich hat Otto vergangenes Jahr das drittgrößte unabhängige Inkassounternehmen Brasiliens gekauft.

Otto rechnet in Brasilien mit einem anhaltend starken Wachstum über die nächsten zehn Jahre "In Brasilien könnten die Rahmenbedingungen für einen Einstieg nicht besser sein", sagt Vorstand Schneider. Denn der Mode-Internethandel steht in Brasilien noch ganz am Anfang. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Euromonitor setzen die brasilianischen Textilanbieter im Internet in diesem Jahr nur rund 400 Millionen Dollar um - im Vergleich zu etwa zehn Milliarden Dollar in Deutschland. Doch der Mode-Distanzhandel legt in Brasilien 25 Prozent jährlich zu - rund doppelt so viel wie in Deutschland. Wegen der historisch niedrigen Arbeitslosigkeit und steigender Einkommen wächst die Kaufkraft der 190 Millionen Brasilianer anhaltend. Die neue Mittelschicht Brasiliens - rund 100 Millionen Menschen - haben jetzt bereits einen weit höheren Durchschnittskonsum als etwa Inder oder Chinesen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Internetnutzer rasant. Doch auch die Konkurrenz ist aufgewacht: So will Amazon Ende dieses Jahres in Brasilien groß einsteigen.

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