Sonntag, 2. September 2012

Europäer bezahlen Brasilianer für ihr Ja-Wort

Die Zahl der Scheinehen in Brasilien steigt. Vor allem Europäer zahlen für die Heirat. So können sie einfacher an eine Arbeitsgenehmigung in Brasilien kommen - oft für wenig Geld.

 Noch bis vor wenigen Jahrzehnten galt Brasilien als Entwicklungsland. Mittlerweile bietet es sogar den Industrienationen in Europa Hilfe bei der Bewältigung der Schuldenkrise an. In der EU liegt die Arbeitslosenquote bei über 10 Prozent - in Spanien sogar bei knapp 25 Prozent. Deutlich besser sieht es in Brasilien mit einer Arbeitslosenquote von weniger als 6 Prozent aus.

Für viele Europäer ein Grund, ihr Glück in Südamerika zu versuchen. Doch auf normalem Wege eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für Brasilien zu bekommen, ist äußerst mühsam. Zu dicht ist der Dschungel der brasilianischen Bürokratie. Immer mehr Ausländer wählen daher einen vergleichsweise einfachen Weg: Sie heiraten. Immer öfter bezahlen sie einen Brasilianer oder eine Brasilianerin dafür. Mehr Visumsanträge wegen Heirat

"Die große Bürokratie in unserem Land verhindert zwar, dass man schnell an sein Ziel kommt, aber deswegen jemand Fremden zu heiraten, ist eine Dummheit. Das bringt nur Probleme", sagt Fabio Mortari, Mitglied der Handelskammer von São Paulo. Besser sei es, sich bereits vor Einreise nach Brasilien um eine Arbeit zu bemühen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn in Brasilien gilt: Ohne Arbeit keine Aufenthaltsgenehmigung und ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Arbeit. Viele lösen das Problem anderweitig und heiraten.

Die Visa-Anträge aufgrund von Heirat mit einem brasilianischen Staatsbürger sind während der europäischen Schuldenkrise von 2009 bis 2010 um 95 Prozent angestiegen. Laut brasilianischem Justizministerium gab es mehr als 6300 dieser Anträge. 2011 waren es knapp 3500, was dem Niveau von 2009 entspricht. Aufzeichnungen über Anträge vor 2009 liegen dem brasilianischen Justizministerium nach eigenen Angaben nicht vor. Den Auswanderungstrend nach Brasilien belegen aber auch Angaben des Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística (IBGE). Demnach leben aktuell 268.000 Ausländer in Brasilien, die noch fünf Jahre zuvor im Ausland gelebt hatten. 2000 waren es nur 143.000, die noch fünf Jahre zuvor im Ausland ansässig waren.

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