Mittwoch, 30. Januar 2013

Deutschland: Undankbarkeit und Mangel an Gedächtnis

Sérgio Soares* (Journalist at the Economy and International sections of Expresso newspaper) 18. Februar 2012 - (Original Text auf Portugiesisch - Ingratidão e falta de memória )


Auf Deutschland passt die o.g. wenig ehrenvolle Auszeichnung mit den Konkursen im Jahr 1920 und im Jahr 1953. Damals bekam Deutschland finanzielle Unterstützung von Griechenland!

Die Undankbarkeit der Länder, wie die von Menschen, ist oft durch einen Mangel an Gedächtnis begleitet. Im Jahr 1953 geriet das Deutschland Konrad Adenauers in finanziellen Verzug, fast in Konkurs, war kaputt, oder besser gesagt, das Geld ging aus, um die wirtschaftliche Aktivität aufrechtzuerhalten. Wie in Griechenland derzeit.

Deutschland hatte noch 16 Milliarden Mark Schulden aus dem Jahr 1920, die seit den 30er Jahren, nach dem Börsencrash an der Wall Street, in Verzug waren. Das Geld wurde von den USA, Frankreich und Großbritannien an Deutschland verliehen.

Weitere 16 Milliarden Mark waren für Darlehen der USA nach dem Krieg, nach dem Londoner Abkommen über deutsche Schulden (LDA) von 1953. Die Gesamtschulden-Summe wurde um 50% auf etwa 15 Milliarden Mark gesenkt, auf einen Rückzahlungs-Zeitraum von 30 Jahren, etwas das kaum Auswirkungen auf das Wachstum der deutschen Wirtschaft hatte.

Der Rettungsschirm für Deutschland wurde von einer Gruppe von Ländern, darunter Griechenland, Belgien, Kanada, Ceylon, Dänemark, Frankreich, Iran, Irland, Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Norwegen, Pakistan, Spanien, Schweden, Schweiz, Südafrika, Großbritannien, Nordirland, den USA und Jugoslawien gemacht. Die deutschen Schulden stammten aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Einige stammten aus den Anstrengungen der Kriegsreparationen, andere aus sonstigen riesigen Krediten von den Vereinigten Staaten an die deutsche Regierung und an deutsche Unternehmen.

20 Jahre lang hat Deutschland entgegen dieser Vereinbarung keine Schulden zurückgezahlt.

Unglaublich, aber nur acht Jahre, nachdem Griechenland brutal überfallen und durch Nazi-Truppen besetzt wurde , stimmte Athen den internationalen Anstrengungen zu, mit denen Deutschland aus dem schrecklichen Bankrott, in dem es sich befand, heraus geholfen werden sollte.

Die Kosten der deutschen Besetzung Griechenlands wurden aktuell auf 162 Milliarden Euro - ohne Zinsen -geschätzt.

Nach dem Krieg sollte Deutschland an Griechenland für Verluste von bombardierten und gekaperten Schiffen während der Zeit der Neutralität, für Schäden der griechischen Wirtschaft und Schadenersatz für die Opfer der deutschen Besatzungsarmee bezahlen. Die griechischen Opfer waren mehr als eine Million Menschen (38.960 Hingerichtete, 12 000 Abgeschlachtete, 70 000 im Feld getötete, 105.000 in Konzentrationslagern in Deutschland Umgekommene, und mehr als 600000, die an Hunger starben). Darüber hinaus haben die Nazi-Horden griechische archäologische unbezahlbare Schätze gestohlen.

Wie war die Reaktion der deutschen parlamentarischen Rechten auf die aktuellen finanziellen Probleme von Griechenland? Demnach sollte Griechenland erwägen, Grundstücke, historische Gebäude, Kunstgegenstände und Inseln zu verkaufen, um seine Schulden zu reduzieren.

Neben den durchgesetzten Sparmaßnahmen im öffentlichen Sektor und der Einfrierung der Renten, sollten die Griechen einige Inseln verkaufen, schlugen zwei prominente Mitglieder der CDU, Josef Schlarmann und Frank Schaeffler von Bundeskanzlerin Merkels Partei, vor. Sie schlugen auch noch vor, den Parthenon, zusätzlich zu einigen griechischen Inseln in der Ägäis, zu verkaufen, um eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden.

"Diejenigen, die insolvent sind, sollten verkaufen, was sie haben, um ihren Gläubigern die Schulden zu bezahlen", sagten sie in der "Bild" Zeitung.

Danach kam innerhalb der deutschen Exekutive die Idee auf, einen europäischen Kommissar in Athen einzusetzen, um die griechischen Konten dauerhaft zu überwachen.

Der Historiker Albrecht Ritschl** von der Londoner School of Economics erinnerte kürzlich im "Spiegel", dass Deutschland das schlimmste Schuldnerland des 20. Jahrhunderts war. The Economist hob hervor, dass die deutsche Insolvenz der 30iger Jahre des letzten Jahrhunderts die griechischen Schulden von heute unbedeutend erscheinen lassen.

"Im 20. Jahrhundert war Deutschland verantwortlich für den größten Konkurs in der lebendigen Erinnerung", sagte er. "Es war nur wegen der Vereinigten Staaten, die riesige Mengen Geld nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg pumpten, dass Deutschland finanziell stabil wurde und heute den Status der Lokomotive Europas hält. „Diese Tatsache scheint leider vergessen zu sein.“ betont Ritschl. Der Wirtschaftshistoriker stellt fest, dass Deutschland zwei Weltkriege auslöste, der zweite einer von Vernichtung und Ausrottung, und danach verziehen seine Feinde ihm, verzichteten auf die volle Zahlung von Reparationen oder verschoben sie. Griechenland vergisst nicht, dass Deutschland seine wirtschaftliche Prosperität anderen Ländern verdankt. Daher empfehlen einige griechische Abgeordnete, dass die Rechnungslegung der deutschen Schulden an Griechenland mit diesen alten deutschen Schulden verglichen wird.

*Sérgio Soares http://pt.linkedin.com/pub/s%C3%A9rgio-soares/6/a64/868

**Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl http://www.spiegel.de/international/germany/economic-historian-germany-was-biggest-debt-transgressor-of-20th-century-a-769703.html

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