Wikileaks und Lateinamerika: Botschaftsdepeschen belegen Kontakte zu US-Behörden.
Finanzierung aus den USA
Von Jan Kühn
Mit der schrittweisen Veröffentlichung einer Viertelmillion Depeschen des US-Außenministeriums gerät die US-Diplomatie in Erklärungsnot
Caracas. Private Medien in Venezuela unterhalten enge Kontakte zu US-Behörden und erhalten finanzielle Unterstützung aus den USA. Dies geht aus einer Depesche der US-Botschaft in Caracas hervor, die am Montag von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht wurde. In dem Kabel von 23. Februar 2010 berichtet der damalige Botschafter der USA in Caracas, Patrick Duddy, von Treffen mit Vertretern des oppositionellen Fernsehsenders Globovisión sowie der Tageszeitung El Nacional.
Bei den Treffen zwischen dem 17. und 19. Februar des Jahres beklagten sich die Unternehmer über den "unnachgiebigen Druck" der Regierung gegen ihre Medien. So sei auch der Rücktritt des Globovisión-Direktors Alberto Federico Ravell im selben Monat das Resultat eines Abkommens mit der Regierung gewesen. Man habe Ravell geopfert und versprochen den Sender nicht weiter zu nutzen, um Angst zu verbreiten. Außerdem werde man in Zukunft "in einer objektiven, unabhängigen Form" über die Probleme des Landes zu berichten. Ziel des Abkommens sei es gewesen, Zeit bis zu den Parlamentswahlen um September zu gewinnen und rechtliche Schritte gegen den Sender zu vermeiden.
Wesentlich konkretere Ziele verfolgte hingegen die Tageszeitung El Nacional. Weil dem Blatt die Anzeigenkunden weggebrochen seien, befinde sich das Medienunternehmen in ernsthaften finanziellen schwierigkeiten, heißt es in der Depesche. Dies habe unter anderem mit der Verstaatlichung von Unternehmen zu tun, die der Zeitung zuvor Werbeeinnahmen bescherten. Da El Nacional andernfalls im April 2010 sein Erscheinen einstellen müsse, suche man Geldquellen in den USA, so Duddy über das Treffen. "Um El Nacional am Leben zu halten", so der Botschafter, sei er gefragt worden, "ob die Botschaft Dienste für private Finanzierungen kennt, die sie außerhalb des Landes ansprechen könnten". Und andererseits, "ob die US-Regierung überzeugt werden könnte, zu helfen".
Die Tatsache, dass El Nacional auch knapp ein Jahr nach dem drohenden Aus noch erscheint, wertete die Spezialistin für US-venezolanische Beziehungen, Eva Golinger, als ein Zeichen dafür, dass die Regierung der USA dem Medienunternehmen schließlich geholfen habe. Tatsächlich spielte die Zeitung im Wahlkampf für die Parlamentswahlen eine zentrale Rolle, als es darum ging das Thema der Kriminalität auf die Tagesordnung zu setzen. Aus anderen Dokumenten gehe außerdem hervor, dass mehr als vier Millionen US-Dollar über NGOs an venezolanische Medien geflossen seien.
Auch der venezolanische Journalist José Vicente Rangel hatte schon im Dezember darauf hingewiesen, dass ein "Medium mit nationaler Verbreitung" finanzielle Unterstützung aus dem Ausland erhalte. Bereits im August 2009 hatte er - vermutlich an Anspielung auf El Nacional - erklärt, dass sich ein Medium in finanziellen Schwierigkeiten befinde.
Da die Depesche von Wikileaks zensiert wurde, ist nicht eindeutig erkennbar, mit wem genau sich Duddy bei "separaten Treffen" im Februar 2010 unterhielt.
Höchstwahrscheinlich handelt es sich jedoch dem ehemaligen Direktor von Globovisión, Alberto Federico Ravell, den Präsidenten des Kanals, Nelson Mezerhane und Globovisión-Teilhaber Guillermo Zuloaga. Für El Nacional sprach vermutlich der Herausgeber der Zeitung, Miguel Henrique Otero, mit dem Botschafter.
Finanzierung aus den USA
Von Jan Kühn
Mit der schrittweisen Veröffentlichung einer Viertelmillion Depeschen des US-Außenministeriums gerät die US-Diplomatie in Erklärungsnot
Caracas. Private Medien in Venezuela unterhalten enge Kontakte zu US-Behörden und erhalten finanzielle Unterstützung aus den USA. Dies geht aus einer Depesche der US-Botschaft in Caracas hervor, die am Montag von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht wurde. In dem Kabel von 23. Februar 2010 berichtet der damalige Botschafter der USA in Caracas, Patrick Duddy, von Treffen mit Vertretern des oppositionellen Fernsehsenders Globovisión sowie der Tageszeitung El Nacional.
Bei den Treffen zwischen dem 17. und 19. Februar des Jahres beklagten sich die Unternehmer über den "unnachgiebigen Druck" der Regierung gegen ihre Medien. So sei auch der Rücktritt des Globovisión-Direktors Alberto Federico Ravell im selben Monat das Resultat eines Abkommens mit der Regierung gewesen. Man habe Ravell geopfert und versprochen den Sender nicht weiter zu nutzen, um Angst zu verbreiten. Außerdem werde man in Zukunft "in einer objektiven, unabhängigen Form" über die Probleme des Landes zu berichten. Ziel des Abkommens sei es gewesen, Zeit bis zu den Parlamentswahlen um September zu gewinnen und rechtliche Schritte gegen den Sender zu vermeiden.
Wesentlich konkretere Ziele verfolgte hingegen die Tageszeitung El Nacional. Weil dem Blatt die Anzeigenkunden weggebrochen seien, befinde sich das Medienunternehmen in ernsthaften finanziellen schwierigkeiten, heißt es in der Depesche. Dies habe unter anderem mit der Verstaatlichung von Unternehmen zu tun, die der Zeitung zuvor Werbeeinnahmen bescherten. Da El Nacional andernfalls im April 2010 sein Erscheinen einstellen müsse, suche man Geldquellen in den USA, so Duddy über das Treffen. "Um El Nacional am Leben zu halten", so der Botschafter, sei er gefragt worden, "ob die Botschaft Dienste für private Finanzierungen kennt, die sie außerhalb des Landes ansprechen könnten". Und andererseits, "ob die US-Regierung überzeugt werden könnte, zu helfen".
Die Tatsache, dass El Nacional auch knapp ein Jahr nach dem drohenden Aus noch erscheint, wertete die Spezialistin für US-venezolanische Beziehungen, Eva Golinger, als ein Zeichen dafür, dass die Regierung der USA dem Medienunternehmen schließlich geholfen habe. Tatsächlich spielte die Zeitung im Wahlkampf für die Parlamentswahlen eine zentrale Rolle, als es darum ging das Thema der Kriminalität auf die Tagesordnung zu setzen. Aus anderen Dokumenten gehe außerdem hervor, dass mehr als vier Millionen US-Dollar über NGOs an venezolanische Medien geflossen seien.
Auch der venezolanische Journalist José Vicente Rangel hatte schon im Dezember darauf hingewiesen, dass ein "Medium mit nationaler Verbreitung" finanzielle Unterstützung aus dem Ausland erhalte. Bereits im August 2009 hatte er - vermutlich an Anspielung auf El Nacional - erklärt, dass sich ein Medium in finanziellen Schwierigkeiten befinde.
Da die Depesche von Wikileaks zensiert wurde, ist nicht eindeutig erkennbar, mit wem genau sich Duddy bei "separaten Treffen" im Februar 2010 unterhielt.
Höchstwahrscheinlich handelt es sich jedoch dem ehemaligen Direktor von Globovisión, Alberto Federico Ravell, den Präsidenten des Kanals, Nelson Mezerhane und Globovisión-Teilhaber Guillermo Zuloaga. Für El Nacional sprach vermutlich der Herausgeber der Zeitung, Miguel Henrique Otero, mit dem Botschafter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen