Dienstag, 10. Januar 2012

FAO will Welthunger halbieren

Neues Deutschland

Der Anspruch ist gewaltig: In gerade mal drei Jahren soll die Zahl der Hungernden auf der Welt halbiert werden. So hoch hat der neue Chef der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), José Graziano da Silva, bei seinem Amtsantritt vergangene Woche die Messlatte gelegt. Nach dem Welthungerbericht 2011 der in Rom ansässigen FAO hungern weltweit etwa 925 Millionen Menschen.

Das Ziel ist indes nicht neu. Schon Graziano da Silvas Vorgänger, der Senegalese Jacques Diouf, hatte es 1996 ausgerufen, als 840 Millionen Menschen hungerten, und ist in seiner 17-jährigen Amtszeit kläglich daran gescheitert.

Der brasilianische Landwirtschaftsexperte Graziano will global an den Erfolgen anknüpfen, die er als Koordinator des Kampfes gegen Unterernährung in Brasilien unter Lula bewerkstelligte: 28 Millionen Brasilianer konnten mittels des Null-Hunger-Progamms aus der absoluten Armut gehievt werden.

»Um den Hunger zu beenden, müssen alle mitmachen, weder die FAO noch eine andere Organisation oder eine Regierung können diesen Krieg alleine gewinnen«, ist Grazianos Credo. Doch die Erfahrung zeigt, dass genau darin die Crux liegt. An Appellen hat es nie gefehlt, den Welthunger zu bekämpfen, an finanziellen Mitteln und überzeugenden Konzepten jedoch schon, was vor allem auf fehlenden politischen Willen und falsche Prioritätensetzung zurückzuführen ist. Das gilt nicht zuletzt für die FAO selbst, die traditionell auf quantitative Produktionssteigerungen mittels neuer Technologien setzt statt der Devise des unabhängigen Weltagrarrats zu folgen, der die Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden mit herkömmlichen Produktionsweisen, angestammtem Saatgut, natürlichem Dünger propagiert. Nur wenn Graziano eine Kehrtwende in diese Richtung durchsetzen kann, besteht Aussicht auf Erfolg. Und wenn die Industriestaaten mitmachen.

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