Montag, 21. Mai 2012

Ausgetreten! Ich bin nicht mehr Mitglied der Partei die Linke!

Günter Busse

Ja, man kann nicht nur eintreten, sondern auch austreten – wenn es genug ist.
Warum bin ich eingetreten? Weil ich mich am Widerstand gegen den Sozialabbau, konzentriert durch die sogenannte „Agenda 2010“ der Schröder/Fischer-Regierung beteiligen wollte. Ich wollte mich beteiligen: am Widerstand gegen die Umverteilung des Volkseinkommens von unten nach oben. Das war 2007, und ich finde immer noch, das dies die richtige Entscheidung damals war.
Aber was ist heute? Wo ist heute der Protest der Linken? Damals traf unser Protest auf viel Zustimmung, heute nicht mehr, und wir protestieren ja auch gar nicht mehr.
Die fehlende Zustimmung ist von Seiten unserer Wähler noch verständlich, denn seit 2007 haben wir für die Menschen, für die wir da sein wollen, nichts erreicht. Und es gibt auch keine Anlass für die Hoffnung, das wir in den nächsten Jahren etwas für sie erreichen werden.
Stattdessen ist die Linke in einer Krise. Man hat es bis heute nicht geschafft, eine positive Kultur in der Partei zu entwickeln. Innerhalb der Linken versuchen ParteigenossInnen der unterschiedlichen Strömungen mit Machtspielchen, Mauscheleien, Intrigen und Tricksereien sich selbst und „ihre“ Leute mit Posten, Pöstchen und Funktionen zu versorgen.  Selbst bei uns im Ortsverein musste ich die Erfahrung machen, das man sich gerne an Infoständen und beim Plakataufstellen engagieren darf, aber wenn man wirklich mitreden will, muss man schon zu den „richtigen“ Leuten gehören. Initiativen wurden ausgebremst, die „richtigen“ Leute wollen gar keine Initiativen, sie wollen Pöstchen und das Heft in der Hand behalten. „Gefährliche“ Leute, die dies in Frage stellen oder gefährden, lässt man bestenfalls ins Leere laufen.

Die Parteiführung selbst ist zerstritten über führende Personen und die „richtige“ Parteipolitik.
Offene, transparente Diskussionen über die Probleme der Linken gibt es nicht. Diskutiert wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit, auch der Parteiöffentlichkeit.   
Ein Diskussionsbeitrag von Partei-Funktionären zur aktuellen Parteikrise jagt den anderen Immer über private Blogs.
Denn ein Forum für Mitglieder der Linken gibt es nicht.
Ja, so ist “Führung” in der Linken: von oben nach unten, wie es sich für anständige deutsche Linke gehört. Dazu passt natürlich, das man Mitgliederentscheide in Personalfragen für rechtswidrig erklärt! In der Linken, während genau dies selbst in bürgerlichen Parteien befürwortet wird!

Die Basis wird dazu nicht gefragt. Kein offenes Internet-Forum in der Partei, keine Möglichkeit, sich als normales Parteimitglied zu beteiligen. Stattdessen bleibt die “Führung” unter sich.
Mal ehrlich, wer braucht heute noch eine “linke” Partei mit internen Machtzirkeln an der Spitze, die die Parteimitglieder per Pressmitteilung informieren?
Da wird dann aktuell von oben verkündet: "Wir müssen uns offen in die Augen schauen, Fehler schonungslos ansprechen, Verantwortlichkeiten finden, Lösungen suchen!" Dabei gibt es für Mitglieder der Linken  gar kein Forum für eine schonungslose offene Diskussion! Warum? Weil dies offensichtlich von der Parteiführung nicht gewünscht ist. Lieber wird im kleinen elitären Kreis diskutiert, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die Mitglieder dann per Pressemitteilung informiert.

Abgeordnete in Parlamenten werden sehr gut bezahlt, erwerben sehr schöne Altersversorgungen. Das führt natürlich zu einer “materiellen Interessiertheit” an diesen Tätigkeiten, auch bei der Linken.
Das fördert Karrieredenken, Seilschaften, kleben an Positionen, Anpassung, Verteidigung der einmal erreichten Stellung aus materiellen Gründen, usw.
Dies sollte m.E. ein zentraler Diskussionspunkt sein, wenn man sich für parlamentarische Arbeit entscheidet..
Darüber wird bei der Linken aber nie diskutiert. Jedenfalls nicht bei den ja immer von oben, von bezahlten Funktionären geführten Diskussionen.
Basisdemokratie, Offenheit, Transparenz? Nicht bei der Linken.

Selbst vor Ort, im Bezirk, gibt es keine Offenheit, ob Abgeordnete ihren von der Partei beschlossenen Beitrag an die Partei abführen oder nicht. Man hört nur ab und zu Gerüchte…

Die Linke ist aus der Vereinigung der WASG und der PDS entstanden.
Und die WASG bestand zum größten Teil aus ehemaligen linken SPD-Mitgliedern, die keinesfalls "den Kapitalismus" abschaffen wollen.
Werden d
ie ehemaligen WASGer, die eigentlich linke Sozialdemokraten sind, herausgedrängt?
Durch kommunistische Altkader, die die Linke dazu benutzen, ihre kommunistischen Träume wieder zu reaktivieren?
Aber wer braucht eine Linke, die dann nur noch eine neue DKP ist?
Leider sind solche Gedanken den korrekten edlen Kommunisten, Marxisten und „richtigen Sozialisten“ fremd. Überall im Westen sind sie dabei, in der Linken die Macht zu erobern-und "die anderen" aus Funktionen herauszudrängen. Und sie haben damit Erfolg.
Das ist meiner Meinung nach der Hauptgrund für die vielen Parteiaustritte im Westen: die Eroberung der parteiinternen Macht durch kommunistische Altkader,
Diese hoffen natürlich darauf, das sich die Krise noch verstärkt und die Menschen endlich einsehen, das der "richtige Sozialismus", also ihre Auffassung der Gesellschaft, doch das Bessere ist.

„…den Kapitalismus überwinden, die System- und Eigentumsfrage stellen,…..Systemfrage, …Wege zum Kommunismus…” sind ihre Parolen.
Genau das glaubt uns keiner, und es wählt die Linke auch niemand wegen solcher Sprüche.
Aber für viele Genossen im Westen ist genau dies das Wichtigste. Für die ehemaligen DKP-Genossen und andere Verbal-Radikale, die jetzt ihren Traum vom Sozialismus über die Linke fahren wollen und sich in Führungspositionen durchgeboxt haben.
Da braucht man sich nur einmal den neu gewählten Landesvorstand in Hamburg anzuschauen – “DKP reloaded”, kann man da nur sagen.
Da werden Leute in den Landesvorstand gewählt, die ihre Verbindung zum „Wissenschaftlichen Sozialismus“ (also zur Weltanschauung der KPdSU und der SED) offen in ihren Bewerbungsunterlagen herausstellen, Leute werden gewählt, die sich in Parteiversammlungen offen und stolz als „Kommunisten“ bezeichnen.
Da frage ich mich; warum bleiben sie nicht in der DKP? Ok, dumme Frage….
Können sie sich nicht vorstellen, das sie mit ihrer Ideologie das Ende der Linken einläuten?

Ich glaube nicht – sie hoffen auf viele Wählerstimmen für „Kapitalismus abschaffen“.
Dann hofft mal schön, aber ohne mich.
Vielleicht gibt es irgendwann wieder eine Protestbewegung, und es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, sich politisch und gesellschaftlich zu betätigen. Eine Rolle als „nützlicher Idiot“ für die Herren der marxistischen Weltanschauung und die Postenjäger werde ich jedenfalls nicht mehr spielen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und bleibt Gloria noch Mitglied? Hab sie auch schon lange nicht mehr in der Geschäftsstelle gesehen.

Anonym hat gesagt…

Und bleibt Gloria noch Mitglied? Hab sie schon lange nicht mehr in der Geschäftsstelle gesehen.

Anonym hat gesagt…

Oh man und ich wollte damals auch in die Linke eintreten. Blos gut das ich es nicht gemacht habe. Bei uns in Brandenburg halten die Linken krampfhaft an der Braunkohle fest, auch deswegen bin ich nicht in die Linke gegangen. Die entscheidung hast du richtig gemacht.